TOM MAEDER

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Bodensee Schriftstellwerk

Wo jedes Wort an der richtigen Stelle steht

Zwei zentrale Felder sind es, denen meine berufliche Liebe gilt:

Das Schreiben und die Persönlichkeitsentwicklung.

Zusammen stellen sie für mich einen wunderbaren Weg dar, sich seiner Gedanken und Gefühle, seiner Verhaltensmuster und seelischen Verletzungen bewusst zu werden und sie durch das Benennen zu ordnen. Klarheit stellt sich ein, und ein vertieftes Erkennen des Selbst beginnt – eine Abenteuerreise nach Innen, die grundsätzlich Sinn stiftet und heilsam ist.

Kein Wunder also, dass ich Literatur und Philosophie studierte, zunächst in München, dann in Berlin.

Außerdem ließ ich mich zum Therapeuten bzw. Coach ausbilden, und zwar am CoreDynamik-Institut Bremen.

Da ich grundsätzlich das Erzählen von Geschichten liebe, egal in welcher Form, machte ich zudem meinen Master of Arts in Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften und absolvierte anschließend eine Drehbuchschule, beides in Berlin.

DIE BRAVEN UND DIE TOTEN

“Sei ehrlich”, sagte Zink zu seiner Kollegin Jansen: “Wenn du unter lauter Braven der Böse bist, würdest du dann sterben wollen? Oder lieber alle anderen sterben sehen?”

KRIMINALROMAN

Zunächst wird ein Schwarzer tot aufgefunden. Kurz darauf dessen Geliebte.

Wurden beide Opfer von Neonazis?

Hauptkommissar Johannes Balthasar Zink von der Kripo Potsdam verspürt wenig Lust, dieser Frage auf den Grund zu gehen, steckt er doch in einer Lebenskrise.

Aber es hilft ja alles nichts. Schließlich ist er der beste Mann an vorderster Front, wie sein Boss nicht müde wird zu beteuern.

Fragt sich nur, wie lange noch.

Denn nicht nur, dass Zinks Tochter mit dem Fall zu tun hat, kommt dem Hauptkommissar alsbald ein zwielichtiger Russe in die Quere.

Und leider auch eine gefährlich schöne Frau.

Alles gute Gründe für den raubeinigen Bullen, um mit 200 km/h vor die Wand zu fahren?

Vielleicht.

Klar ist nur, in Brandenburgs ländlicher Idylle, in der die Grenzen von Gut und Böse radikal verschwimmen, steht Zink vor der Herausforderung seines Lebens.

Zwischen persönlicher Krise und brisanten Ermittlungen muss er nicht nur die Wahrheit ans Licht bringen, sondern auch die Geister seiner Whiskysucht bezwingen.

Ob ihm das gelingt, zumal ihn die verdammte Lebensmüdigkeit begleitet wie eine läufige Hündin?

PROSA

LÖWENJAGD

“Was glaubst du”, begann Zink, während er seine Freiburger Kollegin Adler mit einem durchdringenden Blick musterte, "kann ein Mensch wirklich seine Natur ändern, oder bleiben wir Gefangene unserer eigenen Schatten?”

KRIMINALROMAN

In den schattigen Tiefen des Schwarzwaldes, fernab von Lärm und Hektik, sucht Hauptkommissar Johannes Balthasar Zink Heilung von seiner Whiskysucht.

Doch die Ruhe ist trügerisch, und das Schicksal hat andere Pläne für ihn.

Denn der Hauptkommissar a.D. lernt während der Entziehungskur in Maximilian Loewen einen Mann kennen, dessen Familie ein tödliches Geheimnis birgt: Der Vater erschlug dereinst die Mutter und ließ drei traumatisierte Kinder zurück - neben Maximilian, auch Tobias und Finn.

Als Loewen Senior nach 12 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird und nach Hause kommt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Situation eskaliert.


Mit "Löwenjagd" legt Tom Maeder seinen zweiten Krimi um Hauptkommissar Zink vor – ein Drama, das nicht nur die menschliche Psyche auslotet, sondern auch die schmerzhaften Grenzen von Vergebung und Vergeltung.


Können die Wunden der Vergangenheit heilen, oder wird der idyllische Schwarzwald abermals Schauplatz einer Tragödie?

PROSA

TEXTSPLITTER

Wir sind alle zu Fall gebracht, jeder auf seine Art..

William Shakespeare

Auszüge aus dem gerade in Arbeit befindlichen Romanen “Loewenjagd" (AT) und “Hamlet und seine Brüder” (AT):


Die riesige Hand steckt in einem Handschuh, der nach Schweinemist stinkt. Jetzt packt sie das Kind im Nacken wie ein Karnickel. Doch anders als das kleine Säugetier gibt der kleine Mensch heftige Schreie von sich, kurz und trocken, als hätte er Husten, was durchaus im Bereich des Möglichen liegt, denn im Schwarzwald ist es um diese Jahreszeit winterlich kalt. Also hält dem blondgelockten Jungen die andere Hand den aufgerissenen Mund zu. Auch dieser Riese riecht für das Kind nach tierischen Exkrementen, nur nicht so intensiv, weil ohne Handschuh. Dafür mischt sich männlicher Schweiß unter den Geruch von Schwein.

Vielleicht ist auch etwas von Mimmi dabei, denkt das Kind. Doch bevor es sich die sanften Augen seiner Lieblingskuh vorstellen kann, dazu die weiche Nase und die frechen Zotteln zwischen den gekappten Hörnern, donnert die Stimme hinter ihm: »Jetzt halt endlich dein blödes Maul, sonst bist du tot!«

»Bin ich das nicht längst?«, fragt der kleine Mensch das große Säugetier, und die Kuh schwenkt ihren massigen Schädel wie eine weiße Fahne hin und her. Dann zeigt sie ihr schönstes Lächeln und sagt: »Bei mir bist du sicher!« und, als hätte der Junge nicht verstanden, was sie sagt, wiederholt Mimmi: »Bei mir ist Tobi immer sicher, immer!«

Von diesen Worten getröstet, erwidert das Kind ihr Lächeln. Das nimmt ihm zwar den brennenden Schmerz in seinem After nicht, aber es rettet ihm das kleine Seelchen.

Zumindest ein bisschen.




Finn steht stumm unter der Stieleiche, die in der Mitte des Hofes thront, alt und schweigsam wie die vergangenen Jahrhunderte, deren Leben und Sterben sie in ihren Jahresringen gesammelt hat, wie ein Ur-Großmütterchen die Erinnerungen an ihr langes, entbehrungsreiches Leben. Schützenden Armen gleich hält sie ihre noch immer rüstigen Äste über den Jungen, dessen kluge, wache Augen sehen.

Alles sehen.

Die tief stehende Sonne wirft den Schatten des Onkels bedrohlich weit über den Hof. Beinah bis zur Eiche, weshalb Finn instinktiv hinter den Stamm zurückweicht. Aber er sieht ihn dennoch, seinen sonst so aufmüpfigen Bruder, wie er da steht, seltsam klein und verloren. Mit seinen gerade einmal neun Jahren.

Zunächst fallen Worte. Der Onkel schreit. Dann fallen Fäuste, eisern wie Äxte. Tobias bricht zusammen. Und Finn fühlt den Schmerz seines Bruders in seinen eigenen kleinen Fäusten, in seinen Eingeweiden. In seinem pochenden Herzen.

Jetzt fallen Sterne.

Und für beide Kinder steht mit einem Mal die Welt still.

Das ist das Ende, denkt Finn, und beginnt zu weinen, als aus dem Hintergrund ein leises »Pssst« ertönt: Maximilian!

Auch er ist da und sieht.

Auch er ist da und weint.

Aber anders als sein kleiner Bruder tut er dies verstohlener, abgebrühter. Vielleicht auch schon gebrochener. Wer kann das so genau sagen. Denn Maximilian wird schweigen. Aus Angst. Auch über die weiteren Male, die der Onkel ihn und Tobias misshandeln wird. Und mit dem ältesten der drei Loewen-Brüder schweigen auch Tobias und Finn.

Noch mindestens zehn Jahresringe lang.




Das Schwarz ist stumpf und schwer. Kaum, dass es eine Freude wäre zu atmen, hört man dennoch, wie jemand die dünne Luft einsaugt bis tief hinab in den Bauch, sie hält und laut seufzend wieder frei gibt. Das wiederholt sich mehrere Male, bevor eine kraftvolle Stimme die Finsternis zerschneidet wie ein Teppichmesser den Hals eines alten Mannes: »Morgen wird er aus dem Knast entlassen. Nach gerade einmal neun Jahren«.

Mit jedem Wort verliert die Dunkelheit ihre Unschuld und gibt den Blick frei auf eine lachende Frau, umringt von drei gleichfalls lachenden Kindern. Es handelt sich um eine Farbfotografie, die ohne Rahmen an einer leeren Whisky-Flasche lehnt.

»Was wohl Mama dazu sagen würde?«

Wie auf ihr Stichwort schiebt sich eine Rose in den Vordergrund, forsch wie die kräftige Hand, die sie jetzt an ihrem Hals packt und ihren samtenen Kelch zusammendrückt. »Wenn sie wüsste, dass ihr Mörder wieder hier wohnen wird.«

Zunächst bohrt sich eine Nase in das feinblättrige Rot und riecht sich satt. Dann steckt die eine Hand die Rose in die Flasche, während sich die andere das Foto an die Lippen presst. Noch bevor ausreichend Zeit wäre, auf der Rückseite das nachlässig mit Bleistift hingekritzelte Kreuz neben dem Datum zu erkennen, fällt das Bild zu Boden, als würde es die Schwere der letzten Jahre nicht mehr tragen können.

Derweil formen die Hände eine Pistole und zielen auf die fröhlichen Gesichter.

Dann ertönt viermal ein lautes Peng.




Wie ein leiser Windhauch kam der Geist von hinten, schälte sich mühvoll aus dem Nebel. Ein zähes Unterfangen für die zarte Gestalt. Der junge Mann, der allein auf dem Dach stand, fröstelte, den müden Blick stur nach vorn gerichtet, in die wolkenverhangene Nacht, ohne einen einzigen Stern am Himmel. Plötzlich hörte er seinen Namen rufen: »Hamlet.« Dann noch einmal, eindringlicher: »Hamlet! Mein Sohn!«

Er wagte nicht sich umzudrehen, vergrub sich stattdessen tiefer in seinen schwarzen Trenchcoat. Das Zittern nahm zu. Und mit ihm sein unbändiger Wunsch wegzulaufen. Aber als Hamlet jetzt nach unten schaut, sieht er, dass dort, wo seine Füße sein sollten, Stümpfe sind, blutende Fleischfetzen, auf den schwarzen Bretterboden genagelt. Und während er sich fragt, welcher durchgeknallte Architekt das Dach eines Hochhauses mit einem Bühnenboden belegen lässt, spürt er, dass die namenlose Gestalt jetzt über ihm kauert und ihn mustert.

»Jetzt nicht hochschauen, nur ja nicht hochschauen!«

Panik überkommt Hamlet, und in seiner Angst beginnt er zu beten: »schön warst du wie du da lagst im bunten sommerkleid so schön in deinem goldbraunen haar die weiße lilie … tot warst du wie du da lagst im weißen sarg für immer tot in deinem aschfahlen haar die rote rose … fort bist du seit du erschlagen lagst im eignen blut … und ich inmitten dieser roten leere allein in dieser unerträglich weißen weite grausam und groß ein schwarzes loch im alltäglichen hier und jetzt sterbe auch ich dir nach endlich dir nach.« Kaum geendet beginnt der kleine Junge bitterlich zu weinen, weshalb er nicht wahrnimmt, wie sich seine Arme heben und ausbreiten, als wären sie große Vogelschwingen.

Und mit dem Namen seiner Mutter auf den Lippen, sprang der Mann schließlich vom Dach.


© by Tom Maeder - Bodensee Schriftstellwerk - alle Rechte vorbehalten.


KURZPROSA

Du kannst nur sagen, dass du nicht sagen darfst, was du denkst,

solange du noch sagen darfst, was du denkst.

Harald Martenstein

Zu früh


Ich falle unter das Eis. Innerhalb weniger Sekunden entzieht mir das Wasser die Wärme und gibt sie nach unten ab. An die Fische, die nach oben schwimmen, als würde es Frühling. Einer wagt sich nah an mich heran. Glotzt aus lidlosen Augen. Ich kitzle ihn sanft, damit er näher kommt. Jetzt sperrt er sein Maul auf. Schnappt nach mir. Und obwohl ich stillhalte, entweicht ihm mein Licht und versinkt in der eisigen Schwärze. Unsere Sehnsucht wird zum Schmerz. Aber: Es ist noch früh am Tag. Zu früh für mich als erster Sonnenstrahl im Januar.


Text erscheinen im Rahmen der Schreibsaison “Seitenwind”, Thema: “Launisches Wetter”




Geschwisterliebe


Als sich der große Zeiger vor den kleinen schob wie ein älteres Geschwister vor sein jüngeres, da holte die alte Kirchturmuhr aus zum ersten Schlag.

Zwischen dem ersten und dem zweiten Schlag atme ich tief ein.

Zwischen dem zweiten und dem dritten schärfe ich meinen Blick.

Zwischen dem dritten und dem vierten atme ich aus und öffne seufzend den Mund auf den fünften, beuge mich vor auf den sechsten, halte die Luft an vom siebten bis zum achten, denke, das schaffe ich niemals bis zum neunten und breite dennoch die Arme aus über den zehnten hinaus bis zum elften. Dann endlich schließe ich meine Augen, als es schon zwölf schlägt, und lasse mich fallen.


„Boah, Alter, ey!“, maulte mein großer Bruder, „wie oft hab ich dir schon gesagt, du sollst in deinem eigenen Bett pennen! Und wenn du nachts Angst hast, geh zu Mama rüber, echt jetzt, ey!“


Zwanzig Jahre später steht mein großer Bruder vor mir und weint, denn unsere Mutter ist gerade gestorben. Also biete ihm an, bei mir und meiner Frau zu übernachten, bis die Beisetzung vorbei ist.

„Und wenn du nachts nicht schlafen kannst, dann weck mich ruhig. Du weißt ja, ich kann das gut verstehen.“

Er nickt.

Und ich ahne, dass er nicht kommen wird, egal, was er träumt.


Text erschienen im Rahmen der Schreibsaison "Seitenwind", Thema: "Kannst du die Zeit anhalten?"




She Too


Sie erbrach sich lange auf der Toilette.

Es schien ihr, als ob sie das fremde Blut bis in den Rachen hinunter verätzt hätte, weshalb sie noch immer der Würgereiz überkam, obwohl sie sich schon mehrfach den Mund ausgewaschen hatte.

Als er mich bat, ihn zu befriedigen, hätte ich Nein sagen müssen, dachte sie jetzt.

Stattdessen signalisiert sie ihm mit einem kurzen Augenaufschlag, dass sie verstanden hat und öffnet fix seine Hose. Und auch alle weiteren Wünsche erfüllt sie ihm: Geht auf die Knie, obwohl kalter, harter Marmor, und sie nur in Nylons. Knöpft sich mit einer Hand die Bluse auf, schiebt den Rüschen-BH hoch und berührt sich an den Brüsten. Sie lässt sich sogar zu einem lustvollen Jauchzen hinreißen, nachdem er sie gönnerhaft darauf hinweist, vor lauter Penisfixierung seine Hoden nicht zu vergessen.

Erst, als er ihr befiehlt, den Kopf in den Nacken zu legen und den Mund so weit zu öffnen, damit er treffsicher in ihn hinein ejakulieren kann, schnellt die Hospitantin zurück und schaut zu ihrem Chef hoch.

»W-was … was ist?«

»Will ich nicht!«

»Wie? Will ich nicht? Was soll das heißen?«

»Dass mir das zu weit geht! Ganz einfach!«

»Tickst du noch richtig, du Schlampe? Erst dich den ganzen Abend an mich ranschmeißen! Und dich jetzt verweigern? Soweit kommt`s noch! Mach sofort dein blödes Maul auf, sonst …!«


»Sonst?« Die Kommissarin sprach leise, als schreckte sie instinktiv vor dem zurück, was als Antwort kommen würde. »Was passierte dann?«

Aber die junge Frau hielt ihren Blick gesenkt und schwieg.

Wie erklären, dass sie zunächst tatsächlich ihren Mund geöffnet, dann jedoch blitzschnell zugebissen hatte, und zwar mit all der Kraft, die ihr der viele Champagner noch erlaubte, woraufhin der alte Mann, der sie den ganzen Abend gelobt und schließlich mit einer Assistentenstelle gelockt hatte, vor Schmerz einen Schritt zurückwich, dabei ausrutschte und mit dem Hinterkopf auf dem Waschbecken aufschlug.


»Ich verstehe Ihre Scham«, sagt die Kommissarin jetzt, »aber ich verspreche Ihnen, diesmal werden wir gewinnen!«


Text erschienen im Rahmen der schreibsaison "Seitenwind", Thema: "Konflikte.




Ich warte


Er geht mir die steinernen Stufen voraus, langsam, schwer atmend. Fünftes Obergeschoss, da braucht man Kondition. Die hat er nicht, denn er raucht noch immer wie ein Schornstein.

„Ham uns immer zusammen eine gequarzt, Moni und ich. Dat konnten wir am besten, ne.“

Er gurgelt, hüstelt. Ich nicke zur Bestätigung, obwohl ich weiß, dass Karl das nicht sehen kann, denn er dreht sich nicht zu mir um, sondern zieht sich beharrlich am Treppengeländer nach oben wie eine alte Dampflock auf den Berg.

Und während ich mich noch frage, wieso es in einem Gebäude aus den 1990er Jahren keinen Aufzug gibt, sind wir endlich oben angekommen.

Jetzt will Karl die Wohnungstür aufschließen, aber seine rechte Hand zittert, sodass er trotz mehrmaliger Anläufe das Schlüsselloch nicht trifft.

„Soll ich?“

Karl macht eine wegwerfende Bewegung, als wollte er sagen: Wag es ja nicht, Bürschchen, dann sinkt er Stück für Stück in sich zusammen: Zuerst der rechte Arm mit Monis Schlüsselbund, an dem ein rotes Plastikherz baumelt, das ich so gut kenne. Dann der linke Arm. Dann der Rücken. Schließlich geben auch seine Beine nach und der alte Mann fällt auf die Knie, als wollte er beten.

Ich springe ihm bei, stütze ihn, spüre, wie dünn er geworden ist, wie zerbrechlich.

Ist das möglich innerhalb so weniger Tage?

Und als ob Karl meinen Gedanken gelesen hätte, sagt er: „Seit der Nachricht von ihrem Tod geht’s rapide mit mich bergab, ne.“

Es klingt wie eine Frage. Und ich nicke abermals stumm. Aber diesmal kreuzen sich unsere Blicke und wir lächeln uns an, beide mit Tränen in den Augen.

„Hömma, geh du allein rein“, sagt Karl schließlich so leise, dass ich, ohne ihn zu verstehen, weiß, was er sagen will, „immerhin war Moni deine Mama, ne.“

Nun zittern mir die Hände.

Und ich kann nicht sagen, wovor ich mehr Angst habe: Allein die Wohnung meiner Mutter zu betreten? Oder den langjährigen Freund meiner Mutter allein auf den kalten Flurfliesen sitzen zu lassen?

Also warte ich.

Aber worauf?

Dass die Leere sich füllt?

Indem meine Mutter überraschend aus der Tür tritt und sagt: „Kerl inne Kiste! Getz stehn die da draussen und kommen nich rin inne Bude! Na los! Der Kaffee wird nich wärmer vom Rumstehen! Und ihr nich schöner, ne!“

Jetzt muss ich lächeln, als Karl plötzlich neben mir steht und mit dem Schlüsselbund klimpert.

Dann schließen wir gemeinsam auf.

Und Karl schiebt mich in den als Einzimmerwohnung ausgebauten Dachstuhl, wo rechter Hand sogleich ein alter Küchenschrank steht, bis oben hin vollgestellt mit Nippes, als hieße er die Gäste meiner Mutter willkommen zu ihrem ganz persönlichen Flohmarkt.

„Monis alte Schwäche: Wegschmeißen is nich, ne.“

„Schon klar“, antworte ich, als mir ein tiefer Seufzer entfährt, denn am zentralen Stützbalken lächelt mir ein Kindergesicht entgegen, das im fahlen Licht des regnerischen Nachmittags wenig Ähnlichkeit mit dem Mann aufweist, der ich heute bin.

„Seit wann hängt das Bild da?“

„Seit ihrem ersten Herzinfarkt.“

"Hätte sie nicht spätestens da zu dir ziehen können?"

"Wollt sie doch nich!" Karl klingt fast erbost. "Kennsse doch, wollte lieber frei bleiben, ne."

Ich seufze abermals, gehe einen Schritt tiefer in den Raum, halte inne, senke den Kopf, schwer vor Traurigkeit.

„Warst lange nicht mehr hier“, sagt Karl, während er sich an mir vorbeischiebt, nur um mir dann sanft das Kinn zu heben. „Schon gut, Junge. Sie wusste, dass du an sie denken tust, ne.“

„Aber sie hat immer darauf gewartet, dass ich sie besuchen komme, verdammt!“

„Von London nach Gelsenkirchen is nich der nächste Weg.“

„Ach, Karl …“, sage ich beschämt, während ich denke, dass es immer nie der nächste Weg ist, nicht einmal zwischen zwei Herzinfarkten.

„Hömma, ich mach dich n Vorschlag, ne: Wir gehn getz in Monis Stammkneipe, einen auf sie trinken. Wat hälsse davon?“

Ich zucke mit der Schulter, nicke.


Den Gedanken an meinen für den späten Abend anberaumten Rückflug nach London schiebe ich beiseite.

Stattdessen nehme ich das unter meinem Kinderfoto hängende Bild meiner Mutter mit.


Text erschienen im Rahmen der Schreibsaison "Seitenwind", Thema: "Verlassene Orte".




High Noon im Saloon


Der ganz in schwarz gekleidete Reiter stieg in einer einzigen eleganten Bewegung von seinem weißen Pferd, warf dem am Eingang zum Saloon stehenden Jungen einen halben Dollar zu und sagte: „Kümmer dich gut um meine Dolly!“

„Ay, Massa! Wird erledigt, Massa! Vielen Dank!“

Zum Zeichen, dass er nichts gegen Schwarze hatte, aber auch nichts gegen Kinderarbeit, zwinkerte der Reiter dem Jungen lässig zu, stieg die Stufen zum Saloon nach oben und brüllte, noch eher er durch die Schwingtür getreten war:

„Whisky! Für alle!“ Er lachte dröhnend, was seine schneeweißen, ebenmäßigen Zähne zum Vorschein brachte und stiefelte breitbeinig zum Tresen, während seine stahlblauen Augen die Bedienung fest in den Blick nahmen.

„Wann hast du Feierabend?“

Die blauäugige Schönheit richtete ihr üppiges Dekolletee, beugte sich an sein Ohr, öffnete ihre dunkelrot geschminkten, vollen Lippen und hauchte: „Wann immer du willst, Fremder.“

„Nenn mich John“, antwortete er und legte einen Beutel klingender Münzen vor sie hin, was ihr einen gurrenden Jauchzer entlockte. „Wie wäre es jetzt gleich, John?“

Er zwinkerte ihr lässig zu. „Nenn mich Johnny, Sugar.“

„W-woher weißt du meinen Namen?“

Johnny näherte sich ihren vor Erstaunen leicht geöffneten Lippen. „Ach weißt du, Sugar, schon als ich den Saloon betrat, wusste ich, dass du mein Baby bist!“

„Echt?“

„Echt!"

Er küsste sie.

"Außerdem haben wir beide blaue Augen."

„Echt?“

„Echt!“

Er küsste sie ein weiteres Mal.

"Okay!"

"Okay!"

“Nichts ist okay“, sagte der Mann, der unbemerkt hinter Johnny aufgetaucht war und ihm den Lauf seines Revolvers in den Rücken drückte. „Dolly gehört mir! Und Fremde wie du verschwinden am besten gleich wieder!“

Johnny nahm einen Schluck Whisky, ohne den Blick von seinem Baby zu lassen.

„Hörst du schlecht? Du sollst abhauen! Und zwar jetzt!“

Johnny trank in aller Ruhe sein Glas aus, stellte es leise ab und nickte.

Danach ging alles ganz schnell: Der Fremde, der sich Johnny nannte, aber eigentlich Billy hieß, drehte sich in einer einzigen eleganten Bewegung um, nahm dem verdutzten Mann den Revolver aus der Hand, erschoss damit erst ihn und dann, im Wechselspiel mit seinem eigenen Engelmacher, den Rest der Männer, die es gewagt hatten, ihre Waffen zu zücken, also alle.

Dann drehte er sich wieder zu der Frau um, die sich Dolly nannte, aber Sugar nennen ließ, obwohl sie eigentlich Heidrun hieß, und sagte: „Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss!“

Johnny lächelte.

Sugar seufzte.

Endlich Feierabend.


Text erschienen im Rahmen der Schreibsaison "Seitenwind", Thema: "Parodie".



Do you remember?


„Remember when you were young?“ drang die kehlige Stimme hinter der massiven Kellertür hervor.

„Roger! Na endlich!“, rief der Alchimist begeistert. „Ich dachte schon, du kommst nicht mehr. Warte, ich mach dir auf.“ Er legte die Gitarre auf der gammligen Couch ab und tänzelte in Richtung Tür, als er abrupt stehenblieb. „Aber wieso klopfst du dreimal stumpf hintereinander?“

„‘Cause you shone like the sun“, kam sogleich die Antwort.

„Ja, das stimmt.“ Der Alchimist klang geschmeichelt. „Trotzdem hatten wir ein anderes Klopfzeichen ausgemacht. Du weißt, ich muss vorsichtig sein, wegen der Cops und so. Ganz zu schweigen von der Drogenmafia.“

„But, Sid: Shine on, you crazy diamond!“

„Schon klar: Shine on! Shine on!“, antwortete der Alchimist, während er auf der Stelle hin und her trippelte. „Aber was ist mit dem richtigen Klopfzeichen? Außerdem heiß ich nicht Sid, sondern Merlin.“

Hinter der Tür wurde es mit einem Mal still.

„Hey Roger, bist du noch da?“ Der Alchimist rieb sich die schweißnassen Hände, bevor er zwei weiche Ausfallschritte nach vorne machte. Dann presste er sein Ohr auf das kalte Metall, als er ein leises Wimmern vernahm.

„Ist ja gut, du hast gewonnen!“ Er drehte den Schlüssel um und schlurfte zurück zur Couch. „Kannst rein kommen, Artus, die Tür ist offen. Aber putz dir vorher die Schuhe ab.“

Dann griff der Alchimist grinsend nach seinem Instrument. Und in seinem Rücken ertönte ein Gitarrenriff, als würde der Schlitten einer Waffe nach vorne schnellen.


Text erschienen im Rahmen der Schreibsaison "Seitenwind", Thema: "Mach eine Szene, in der es dreimal klopft und der Alchimist schließlich die Türe öffnet, nachdem er zuvor ein Elixier eingenommen hat."




Frohe Weihnostern all überall


"Ich bin das Christkind“, sagte das Christkind und lächelte schüchtern.

„Na, endlich“, antwortete Frau Pauline, "wird aber auch Zeit!" Sie drehte sich schwungvoll um und rief den unbeleuchteten Hausgang hinunter: „Signor Gellezimia, wir können anfangen, wir sind vollzählig!“ Dann gab sie dem unsicher auf der Schwelle wartenden Christkind ein Zeichen, dass es hereinkommen sollte.

„Hier einmal ablegen.“

Das Christkind verstand nicht. „Sie … Sie meinen, mein Kleidchen?“

„Die Schuhe werd ich ja wohl nicht meinen, wo du doch barfuß bist.“

„Aber ich hab doch nichts drunter“, empörte sich das Christkind.

„Du bis mir vielleicht ein Herzchen.“ Frau Pauline zog die buschigen Augenbrauen hoch. „Ich meine natürlich deine Flügel!“

„Ach so“, sagte das Christkind, und man konnte deutlich seine Erleichterung hören, „wenn es weiter nichts ist. Wohin darf ich sie legen?“

„Selbstverständlich auf die anderen“, antwortete Frau Pauline etwas ungehalten, „den rechten Flügel schön auf die rechten Flügel und den linken schön auf die linken.“

„Damit alles seine Ordnung hat?“, versuchte sich das Christkind an einer konstruktiven Frage, denn insgeheim jagte ihm der Stapel an Flügeln, der sich ihm darbot, einen Heidenschrecken ein. Das mochten bestimmt an die zehn bis zwölf Paare sein.

„Mit dir sind es genau dreizehn“, sagte Frau Pauline. „Nun mach mal vorwärts, damit das letzte Abendmahl beginnen kann!“

„Das … das letzte Abendmahl?“

„Was dachtest du denn? Frühstücksbuffet abends um sieben?“

„Äh …?“

„Genau!“, sagte Frau Pauline, „Befehl von ganz oben: Bis auf Weiteres Weihnachten und Ostern zwingend zusammenlegen! Zwecks Klimaschutz, Energie sparen und so. Wusstest du das etwa nicht?"

"Äh ...?", wiederholte das Christkind, während es verlegen seinen goldenen Lockenkopf schüttelte.

"Ach, egal!" Frau Pauline lächelte das erste Mal. "Komm jetzt, Kindchen, wir wollen feiern, bis die Schwarte kracht, schließlich ist Weihnostern nur einmal im Jahr."


Text erschienen im Rahmen der Schreibsaison "Seitenwind”, Thema: "Weihnachten".

Bitte lächeln


Die Banane nicht braun, der Apfel nicht grün.

Die Haferflocken nicht zart, sondern kernig.

Kernig wie die Hände meiner Oma, die in ihrer Kittelschürze immer aussah, als wäre sie direkt einem Katalog für Kinderwohlfühldinge entsprungen.

„Soll ich deinen Lieblingsteller nehmen, den mit Hänsel und Gretel drauf?“

Ja, Oma, das sollst du, auch wenn mich der Schneewittchenteller reizt.

Aber der gehört meiner Schwester. Und die ist älter als ich.

Und stärker.

Zum Glück ist sie noch in der Schule, so habe ich meine Oma ganz für mich allein.

Und obendrein mein Lieblingsessen.

„Magst du Honig oder Zucker?“

Den weißen Zucker, den ungesunden, und nicht zu wenig davon.

Die Milch frisch vom Bauern, lauwarm und fettig.

Jetzt die Banane mit einer Gabel zerquetschen, den ungeschälten Apfel darüber reiben und die Haferflocken mit Hilfe der Milch untermischen. Natürlich den Zucker nicht vergessen. Fertig.

„Lass es dir schmecken, mein Schatz!“

Das tue ich, Oma!

Auch ein halbes Jahrhundert später noch.

Allerdings sind meine Bananen heute Bio. Ebenso die Äpfel und die Haferflocken.

Frische Milch vom Bauern gibt es bei mir nicht mehr, geschweige denn den Industriezucker.

Aber auch deine Hände gibt es nicht mehr, geliebte Oma, die immer so lustvoll unter der Kittelschürze hervorschauten, als könnten sie zaubern.

Als zauberten sie.

Bis heute.

Mein Lächeln.


Text erschienen im Rahmen der Schreibsaison "Seitenwind", Thema: "Brötchen mit Soße für 60 Pfennig".




Schrecklich schön und schrecklich reich


Es war keine Liebe.

Warum auch?

Sie war glücklich verheiratet, ich glücklich geschieden.

Es war reiner Sex. Rein, raus, rein, raus. In allen möglichen und unmöglichen Stellungen.

Das war genau das, was wir suchten: Ich, der Dorfschullehrer und sie, die Frau des Bürgermeisters.

Wir wollten es genauso, also taten wir es genauso.

Immer Nachmittags, wenn die Schule bereits zu Ende, das Rathaus aber noch geöffnet war.

Immer dann.

Und immer ohne Liebe.

Niemand bemerkte etwas, denn wir waren klug genug, uns an wechselnden Orten zu treffen, anonymen Orten, niemals privat. Bis uns eines Tages Berti überraschte, der Weise des Dorfes. Oder auch der Dorftrottel. Je nach Perspektive.

„Ach, Kinder“, salbaderte er in astreinem Hochdeutsch, „ein gar seltsam Ding ist das mit den Leben, den vielen, den viel zu vielen“, während er der Bürgermeisterin die Hände wegschlug, damit die ihre im indischen Ashram herrlich goldbraun gebrannten, Kohlrabi großen Brüste nicht bedecken konnte. „Für jeden Kopf eine Tüte im Meer versenkt, und dann wundern wir uns, warum ein Kontinent entstanden ist, so groß wie Europa?“

„Nein, nicht wirklich“, antwortete ich, da klar war, dass die Bürgermeisterin und ich aus dieser Nummer nicht so leicht herauskommen würden.

„Verloren gegen den Fortschritt“, feixte Berti, und Fabiola, so der Vorname meiner Geliebten, nahm flugs den Faden auf: „Ja ja, wir schreiten munter fort, immer weiter fort vom Ursprung, vom Urquell, der das Leben meint, und meinen es gut mit uns und unseren Tüten auf den Köpfen, meinen es doch nur gut mit unserem Plastik im Blut – oder, Berti? Gideon, oder?“ Sie schaute mich Hilfe suchend an. Ich nickte und versuchte mich gleichzeitig an einer beschwichtigenden Antwort: „Ach, das bisschen Plastik im Blut“, hielt aber inne, da Berti begonnen hatte, der Frau des Bürgermeisters mit dem Zeigefinger der linken Hand (seiner rechten war er verlustigt gegangen, als der Mob ihn gejagt und schließlich im Sägewerk gestellt hatte) über die Nippel zu streichen, während er selig brummte: „Tut gut, so gut, das bisschen Aluminium im Blut tut gut, so gut, das bisschen Glyphosat im Blut, ach, das bisschen Glyphosat.“ Er grinste blöde. Oder auch weise. Je nach Wohlwollen. „Tausend Liter Bier schaff ich eh nicht am Tag, höchstens, wenn wir alle zusammenlegen, wegen Hartz 4 und so - ihr versteht?“ Berti kratzte sich mit seiner Protese aus rostfreiem Edelstahl ausgiebig im Schritt.

Wir verstanden.

Aber klar verstanden wir.

Schließlich waren wir nicht blöd, Fabiola, meine Geliebte und Ehefrau des Bürgermeisters und ich, ihr heimlicher Liebhaber und Lehrer ohne Ausbildung.

Aber das wusste Fabiola nicht. Warum sollte ich ihr das auch verraten?

Es reichte, dass es ihr Mann wusste, mein bester Kumpel aus Kindertagen, Max, mein roter Bruder, Häuptling Winnetou und Bürgermeister von ’Unswurscht’, diesem schönen südbadischen Ort mit seinen schönen südbadischen Menschen.


„Unser Dorf soll schöner werden“ hieß die bundesweite Kampagne, die die Gemeinde ’Unswurscht’ letztes Jahr hatte gewinnen können. Unter Federführung seines Häuptlings. Und entgegen aller Prognosen. Vor allem aber entgegen aller Dörfer aus dem Osten, aus Dunkeldeutschland, wie Fabiola und Max nicht müde wurden zu beteuern, bei jeder Gelegenheit, auch während des Schulunterrichts, damit auch der Nachwuchs begriff, worum es bei der Sache ging: Um nichts weniger als eine nationale Angelegenheit.

Da lernten wir uns kennen, Fabiola und ich.

Den Bürgermeister kannte ich da bereits seit über 35 Jahren. Wir hatten uns lediglich ein paar Jahrzehnte aus den Augen verloren, als ich nach New York ging (oder war es Berlin?), derweil er es vorzog, vor Ort zu bleiben, weil einmal Unswurschter, immer Unswurschter.

Und während Max’ Ehefrau wieder einmal auf Selbstentdeckungstour in Süd-Ost-Asien weilte, trafen wir uns zufällig auf der Straße und gingen spontan in unsere frühere Fußballkneipe, den „Goldenen Löwen“, um über Gott und die Welt, über Politik und Sport zu schwadronieren.

„Stell dir vor, Gideon“, erzählte mir Max bereits bei unserem zweiten Treffen, und seine Augen glänzten vor Gier, „bei dem Wettbewerb geht es um 10 Millionen, die man als schönstes Dorf abgreifen kann: 10 Millionen! Mindestens!“

Ich boxte ihn auf den Oberarm zum Zeichen, dass ich seine Euphorie teilte. „Die holen wir uns, Maxi, ich bin dein Mann.“

Und das war ich auch. Zumindest, bis ich Fabiola traf.

Dann war ich eher ihr Mann, der Mann der Frau meines besten Kumpels.


Und somit jener Frau, die nun gerade von Berti genötigt wurde, ihr Höschen auszuziehen und den Rock über die Hüften zu schieben. Wie es schien, wollte es der Dorfdepp tatsächlich wissen, was ihn in meinen Augen nur um so weiser machte. Ich war belustigt und entschloss mich, erst einmal abzuwarten und zu beobachten, was als Nächstes geschehen würde.

Dann krachte ein Schuss und Berti fiel vorn über in den Dreck.

Ich ging instinktiv in Deckung.

Nicht so Fabiola, die vor lauter Schreck stehen geblieben war.

Der nächste Schuss, der abgefeuert wurde, traf sie genau zwischen die weit aufgerissenen Augen, wodurch sie nach hinten umkippte und auf Berti zum liegen kam, seine Eisenhand zwischen ihren blanken Pobacken.

Was für ein Bild!

Ich hätte beinah angefangen zu lachen, aber da krachte bereits ein dritter Schuss und schlug knapp neben mir im Gras ein.

Ich drückte mich noch enger an den Baumstamm, hinter dem ich Schutz gesucht hatte. Jetzt wurde es an der Zeit, dass ich mit dem Angreifer redete - das war klar.

Doch noch bevor ich etwas sagen konnte, raunzte mich eine Stimme an: „Verräter!“

Max, der Bürgermeister, mein roter Bruder.

Oha, jetzt saß ich wirklich in der Klemme.

Schnell versuchte ich ihn zu beschwichtigen, indem ich beteuerte, dass es zwischen mir und seiner Frau keine Liebe gewesen sei, sondern nur Sex, blind und dumpf und irgendwie auch blöd. Triebbefriedigung halt. Mehr nicht. Echt nicht. Und dass Fabiola immer und immer wieder darauf hingewiesen hatte, nur ihren Maxi zu lieben! Ihn allein!

Der nächste Schuss pfiff haarscharf an meinem Kopf vorbei. „Komm raus, du Ratte! Wenn du Manns genug bist!“

Was denn nun: Mann oder Ratte? Nun musste ich wirklich lachen. Wie stellte sich der weiß-blond gelockte Häuptling der ’Unswurschter’ das vor, schließlich hatte er ein Gewehr im Anschlag, das aussah, als wäre es aus dem Karl-May-Museum in Radebeul entwendet.

Der Scheißkerl hält Winnetous Silberbüchse in Händen, dachte ich mit einer Mischung aus Erstaunen und Erschrecken.

Und ich?

Was hab ich?

Nichts als meine alten Schmetterhände.

Und meinen Glauben an das Gute im Menschen.

Und daran, dass Aristoteles hoffentlich wusste, was er sagte, wenn er behauptete, dass die männliche Freundschaft höher einzuschätzen sei als die Ehe.

Alles zusammen also nicht gerade Furcht erregend.

Folglich bat ich meinen ehemaligen Blutsbruder (denn ehemalig war er für mich seit mindestens vier Schüssen) doch bitte seine Waffe weg zu legen, dann könnte ich mir ein Herauskommen vorstellen – ein Vorschlag, der wiederum bei ihm einen herzhaften Lacher provozierte. „Wie du willst, Gideon, dann komm ich dich eben holen.“

In Gedanken wiederholte ich den Satz: Dann komm ich dich eben holen.

Panik ergriff mich und pumpte so viel Adrenalin in meinen Körper, dass ich aus dem Stand an den nächsten Ast sprang, der in etwa zweieinhalb Metern Höhe über mir hing und mich daran hochzog. Von dort schwang ich mich in Windeseile von Ast zu Ast, bis ich binnen Sekunden im oberen Blattwerk verschwunden war. Zur gleichen Zeit hörte ich, wie Max mit einem lauten „Da hast du, Verräter!“ um den mächtigen Baumstamm herum gerannt kam, in der Gewissheit mich gestellt zu haben, dabei aber leider ins Leere zielte. Zur Sicherheit, und um seinem Zorn Luft zu machen, schoss er erst einmal in alle vier Himmelsrichtungen – Peng-Peng-Peng-Peng! Nur auf die Idee, direkt nach oben in den Himmel zu ballern, kam er dabei nicht.

Zum meinem Glück.

Ohne wirklich zu atmen, atmete ich erleichtert auf.

Absolute Stille war jetzt mein oberstes Gebot.

Also bewegte ich mich keinen Millimeter.


Den Vogel über mir nahm ich erst wahr, als ich mich vergewissert hatte, dass ein Weiterklettern in Richtung Baumkrone unmöglich sein würde, weil die Äste mit zunehmender Höhe zu dünn zum Festhalten wurden. Er saß da, nicht weniger still als ich, und blickte mich an, vorsichtig, aber interessiert. Ich lächelte, hatte ich hier oben im lichten Grün mit vielem gerechnet, mit einer saftig süßen Frucht vielleicht, vielleicht mit einer rot-gelb gestreiften Schlange (in Deutschland), aber nicht mit einem braun-grau gefiederten Vogel. In einem Baum. In Deutschland. Ganz klar! Ich stand noch immer unter Schock! Anders konnte ich mir die offensichtlich großen Logistik-Lücken in meinem Denken nicht erklären. Als dann der Vogel meinen erschrocken-dümmlichen Gesichtsausdruck mit dem Öffnen seines Schnabels quittierte und zu mir sprach, wäre ich am liebsten mir nichts, dir nichts vom Baum geflogen, in der festen Überzeugung, ebenfalls ein Vogel zu sein, denn sprechen konnte ich ja auch ganz gut, warum sollte ich dann nicht auch Flügel haben wie der lustige Geselle über mir?!

Stattdessen entschied das bisschen Vernunft, über das ich noch verfügte, es nicht auf den Versuch ankommen zu lassen, als Mensch das Fliegen ohne entsprechende Hilfsmittel zu wagen. Also verkrallte ich mich mit meinen federlosen Armen nur um so fester im Geäst, derweil ich den Vogel sagen hörte: „Sei mir gegrüßt, Fremder!“ Jetzt lächelte auch er, und ich hätte schwören können, in seinem Schnabel kleine, messerscharfe Zähnchen aufblitzen zu sehen, zwei oder drei davon sogar in Gold. „Der Ckränck unter uns scheint dir nicht gewogen zu sein – sehe ich das richtig?“

Von der aberwitzigen Situation durchaus überfordert, nickte ich nur wortlos, anstatt zu fragen, was denn bitteschön ein „Ckränck“ sei und seit wann Vögel verdammt nochmal sprechen können und das auch noch in scheiß perfektem Hochdeutsch, aber hallo!

Stattdessen verlor ich mich in Grübeleien über die Herkunft des seltsamen Federviehs (Hannover? Braunschweig? Karl-May-Spiele Bad Segeberg?) und welcher Tierarzt einem Vogel Goldzähne verpasst. Oder war es am Ende ein Zahnarzt?

„In der Tat ein Zahnarzt“, kam die prompte Antwort ohne, dass ich gefragt hätte.

Das war der Moment, an dem ich entschied wirklich los zu lassen, federlose Arme hin, Restvernunft her, und zu fliegen, fort von diesem Ort des relativen Grauens mit sprechenden Vögel, die augenscheinlich Gedanken lesen konnten, und eifersüchtigen Bürgermeistern, die einen mit der Donnerbüchse verfolgten, mit halbnackten Ehefrauen und einarmigen Dorfdeppen, einfach nur fort, weit, weit fort. Doch noch ehe ich meinem Impuls Folge leisten konnte, bemerkte ich die Ähnlichkeit in der Redeweise von Berti und dem Tier: Sprachen nicht beide ein astreines Hochdeutsch, der südbadische Bauernsohn und der zahnbewehrte Vogel? Hochdeutsch? Wo doch dem einen ein „Fiep-fiep“, dem anderen ein „Bin dr Berti, isch kla, odr“ gut zu Gesicht gestanden hätte, tatsächlich ein akzentfreies, schulmeisterliches Hochdeutsch?

Ich begann erneut zu lachen, zugegeben ein wenig hysterisch, aber wer wollte es mir verdenken, angesichts der Tatsache, dass … dass ein Vogel und ein Dorftrottel ein besseres Deutsch sprachen als … als beispielsweise Schiller und Goethe, denn von den beiden Geistesriesen schwätzte der eine Schwäbisch und der andere babbelte Hessisch.

Ich ließ los … endgültig … das alles war ja wohl zu lächerlich … und dachte im freien Fall daran, dass das im Grunde verdammt geschickt war mit den Tüten auf den Köpfen, denn beim Abschlagen verblieben die Köpfe direkt in den Tüten, bereit zum Abtransport übers Meer. Und aufgespießt auf rostfreie Pfeiler an Europas Küsten würden sie eine wahre Zier abgeben, unsere Köpfe in den Aldi-, Lidl- oder Obi-Tüten, schön und schrecklich zugleich … schrecklich schön und reich, ach … schön und schrecklich reich.




Das Telefon klingelt.

„Morgen, Chef.“

„Was willst du?“

„Hast letzte Nacht gesoffen?“

„Hab Ferien.“

„Jetzt nicht mehr. Deine Suspendierung wurde aufgehoben.“

„Sagt wer?“

„Sagt der Polizeidirektor.“

„Kann ich den mal sprechen?“

„Im Moment nicht.“

„Wieso?“

„Liegt in deinem Büro auf der Couch und schläft seinen Rausch aus.“


Text erschienen im Rahmen der Schreibsaison "Seitenwind", Thema: "Dialoge in zehn Zeilen".


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LYRIK

Ein Gedicht für den Moment:

tragender tag


tief in die liebe geschaut und allen whisky ausgetrunken

unter einem kirschbaum gelegen

von dir geträumt

vom leben mit dir geträumt

vom traum vom leben mit dir geträumt

einer amsel gelauscht

herzkernweitspucken geübt

darüber friedlich eingeschlafen ...


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ÜBER MICH

Die größten Quellen des Leidens sind die Lügen, die wir uns selbst erzählen.

Elvin Semrad

Man braucht Mut, um zu heilen.

Tori Amos

Gnôthi seautón - Erkenne dich selbst.

Dieser über dem Eingang des Apollon-Tempels von Delphi befindliche Spruch war und ist bis heute meine Lebensmaxime.

Als Ergebnis der Suche nach dem, der ich wirklich bin, jenseits aller Verletzungen und der daraus resultierenden (Schutz)Masken, erkannte ich, dass ich nicht länger gewillt bin zu kämpfen, weder um Status und Besitz, noch um Ansehen und Macht.

Ich erkannte, dass meine Stärke die Stärke des mitfühlenden Herzens ist.

Ich erkannte, dass meine wirksamste Waffe die Liebe ist - die Liebe zu mir selbst und zu allem Leben, ausnahmslos.

Ich erkannte mich als Karrierist des Inneren, dessen Karriereleiter die des Friedens mit mir selbst ist, mit all meinen Wunden, Sehnsüchten und inneren Dämonen.

Ich erkannte, dass ich mich mit niemandem messen muss, um ich selbst zu sein.

Und, nicht zuletzt, erkannte ich, dass es mir egal sein kann, ob andere mich deshalb für naiv, schwach oder feige halten.

Denn alles, worum es geht, ist das Einswerden mit dem eigenen Herzen, mit der Trauer, der Freude, der Zartheit, der Verletzlichkeit und der Angst - also mit der Liebe, die das Leben ist.

Das ist meine Erkenntnis hinter allem Erkennen.

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